Rollbild Drache (Long), Stoffbild chinesischer Drache

Diese Rollbilder tragen klassische chinesische Motive, die sich in ihrer Gestaltung direkt oder indirekt an historische Werke anlehnen, wie sie teils seit Jahrhunderten von Gelehrten der Malkunst repliziert werden. Gemacht werden sie aus feinem, unter Lichteinfall glänzendem Stoff - die chinesische Bezeichnung der Werke lässt sich als "Silk Paintings" (Seidenmalerei) übersetzen. Der Aufbau ist mehrstufig: Das Motiv selbst umspannt ein weißes, ornamentgeschmücktes Passepartout, welches wiederum von einer weiteren Passepartout-Stufe umgeben wird, die durch farbliche Kontaste das Motiv zusätzlich hervorhebt. Die meist kunstvolle Verzierung der einzelnen Stufen kann als Ausdruck einer eigenen Kunstgattung angesehen werden, tragen sie doch wesentlich zum Gesamteindruck des Rollbildes bei.

Die äußere Stufe umspannt am oberen Rand ein Holzstück, am unteren Rand ein rundes Gewicht. Gemeinsam sorgen diese dafür, dass das Bild im Hängen vertikal wie horizontal gespannt bleibt. Die Schleife am oberen Rand dient zum einem zum Aufhängen, zum anderen lässt sich mit ihr das Bild im gerollten Zustand binden. Traditionell werden Rollbilder oft in Anpassung zu feierlichen Anlässen, Jahreszeitwechseln oder individuell definierten Zeitperioden an ihren jeweiligen Plätzen durchgewechselt, was die Notwendigkeit einer komfortablen Form der Zwischenlagerung verschiedener Exemplare mit sich führt. Die konkrete Ausgestaltung orientiert sich dabei an der Tradition der Schriftrolle, die bedeutend älter ist. Der Kreis dieser Entwicklung schließt sich letztlich bei im Rollbild-Format gestalteten Kalligraphien, welche neben Rollbildern mit klassischen Bildmotiven die zweite der beliebtesten Gattungen dieser Kunstform darstellen.

Gleichwohl sind in der chinesischen Kunst Malerei, Poesie und Kalligraphie eng verbunden: Die auf Bildern, Statuen und sogar Gebrauchsgegenständen häufig bis meist dargestellten Zeichen geben nicht nur über beispielsweise Hersteller, Herstellungsort oder -datum Auskunft, sondern sind in vielen Fällen ein elementarer Teil des Gesamtkunstwerks. In diesem Gefüge kann eine derartige Beschriftung die historischen, philosophischen oder religiösen Hintergründe einer Abbildung beschreiben, gezielt Botschaften vermitteln oder in Harmonie mit der künstlerischen Ausgestaltung eines Werks in poetischer Form die gewünschte emotionale Wirkung beim Betrachter beschreiben, die im Schaffenden vorherrschende Gefühlslage oder schlicht eine Stimmung, die im Werk verewigt werden sollte.