Hintergrundinformationen
Chinesische Rollbilder
Die in der westlichen Welt eher unbekannten Hängerollen sind ästhetische Kunstobjekte und Informationsträger gleichermaßen. Auf ihnen wurden ursprünglich buddhistische Schriften festgehalten und von Wandermönchen zur Lehre mit sich herumgetragen. In dieser Funktion ähneln sie den in Europa verwendeten Schriftrollen zum Übermitteln von Informationen. Im Laufe der Zeit allerdings wurde die Kalligraphie immer kunstvoller und die auf Reispapier geschriebenen Texte mit kleinen, bildhaften Darstellungen von Szenen aus Buddhas Leben geschmückt. Ab dem 7. Jhd. erlebte die Ausbreitung des Buddhismus in China einen großen Aufschwung – nicht zuletzt durch die Möglichkeit, die Lehre mithilfe der Rollbilder zu verbreiten. Auf diesem Wege gelangten sowohl der Buddhismus, als auch die Rollbilder nach Japan, wo diese heute noch als Kakemono (vertikale Rollbilder) bzw. Makimono (horizontale Rollbilder) bekannt sind.
Aus der Ergänzung buddhistischer Texte mit Tuschezeichnungen entwickelte sich die Kunstform der Rollbilder, welche anfangs ebenfalls ausschließlich buddhistische Motive zeigten. Zeitgleich wurden die Bildrollen immer aufwändiger verziert: Das feuchtigkeitsanfällige Reispapier wurde durch feines Seidenpapier ersetzt und mit Passepartouts aus Brokatstoff eingefasst. Im Zuge der aufkommenden Landschaftsmalerei etablierten sich auch bei den chinesischen Hängerollen nicht-religiöse Motive sowie Tier- und Pflanzenmotive. Denn längst dienten die Hängerollen nicht mehr nur den buddhistischen Zeremoniellen, sondern hatten bald eine der klassischen chinesischen Malerei ebenbürtige Stellung als ästhetisches Kunstobjekt inne. Eine Besonderheit – und gleichzeitig der größte Unterschied zu den in der westlichen Welt bekannten „stabilen“ Bildern – liegt darin, dass die Bildrollen stets zu bestimmten Anlässen oder Jahreszeiten hervorgeholt und aufgehängt werden. Während der restlichen Zeit lagern sie zusammengerollt in eigens dafür angefertigten Kisten. So gibt es besondere Bildrollen, die nur an einem einzigen Tag im Jahr für eine Zeremonie im Tempel aufgehängt werden. Auch in ihren eigenen vier Wänden wechseln die Menschen in China die Rollbilder immer wieder entsprechend der aktuellen Jahreszeit oder des Anlasses aus – etwa, wenn besondere Gäste eingeladen sind.
Eine Frage der Perspektive
Manchen Betrachtern mag auffallen, dass in den wenigsten chinesischen Kunstwerken klare Fluchtpunkte zu finden sind. Dies ist dem chinesischen Malstil geschuldet, der gänzlich verschiedene Ziele verfolgt als der uns vertraute westliche Stil. Während in Europa lange Zeit die möglichst naturgetreue Darstellung von Menschen, Tieren, Landschaften und Perspektiven im Vordergrund stand, war und ist in China seit jeher die Botschaft, die der Maler vermitteln will und seine subjektiven Vorstellungen der Szenerie der Kern eines jeden Werkes. Diese tiefere Bedeutung ist durch Farbwahl, Strichführung und Kombination und Anordnung einzelner Elemente erschließbar.
So ist das Rollbild, das man sich an die Wand hängt, nicht nur ein einfaches Bild. Man betrachtet gleichzeitig auch immer eine dem Bild innewohnende Symbolik.
Maße / Gewicht
Maße / Gewicht
Maße | Außenmaße: 69 x 166 cm, Innenmaße: 59,5 x 125 cm |
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Gewicht | 0,45 kg |